Evolution
Eine ganz persönliche Softail hat sich Werner Hohenschläger
„gegönnt“. Alfred Kellinger nahm das Bike gründlich
unter die Lupe.
Als Werners Softail 1986 das Werk Milwaukee verließ, konnte
sie bestimmt nicht ahnen, dass es in Bayern, genauer gesagt in Kissing,
einen Mann gibt, der sich mit der bisherigen Evolution dieser Modelle
nicht zufrieden geben wird. Was ihr hier sehen könnt, wurde
bis auf den Rahmen, auseinandergerissen. Überflüssiger
Taiwan-Schrott sowie Motor und Teile die nicht zu einem positiven
Fahrverhalten dienten, mussten neuesten High Tech Teilen weichen.
Werner gehört zu jener Gattung Mensch, die man "Detailist"
oder "Perfektionist" nennt. Er verbringt mehr Zeit an
Detail-Lösungen als andere an einer ganzen Maschine. Doch bevor
wir uns der Technik zuwenden, wollen wir einiges über den Mensch
erfahren, um das zu verstehen was er mit dieser Maschine erreichen
wollte.
Nach einer rapiden Karriere im Sandbahn-Sport (Disziplin Gespannfahren),
dazu gehören ein paar nationale und internationele Titel, verließ
Werner vor drei Jahren die Bahnsport-Szene. Er baute damals sämtliche
fahrbaren Untersätze, die ihm zu seinen Titeln verhalfen, selbst.
Zu jener Zeit rief er noch per E-Starter seine seelenlosen japanischen
Rennboliden ins Leben. Außer Tanken und dem Dreh am Gasgriff
hatte Werner diesen Maschinen keine größere Aufmerksamkeit
geschenkt.
Doch was bewegte Werner schließlich dazu auf eine Harley zu
steigen?
Sicherlich nicht der Mythos oder die Leistungsentfaltung des Original-Treibwerks.
Wie er sagt musste er eines Tages feststellen, dass er mit dem Japaner
nicht so schnell fahren konnte wie dieser an Wert verliert und das
war sie, die Herausforderung. Er wollte eine Harley, die er richtig
schnell machen würde.
Vor zweieinhalb Jahren erwarb er eine Softail so enorm günstig,
er stellte die Basis für die folgende Evolution. In der ersten
Phase des Umbaues kümmerte er sich weniger um die äußeren
Dinge am Motorrad. Er dachte an innere Werte. Lediglich eine Wide
Glide Gabel, ein dickeres Hinterrad und eine neue Bremsanlage kamen
zum Einsatz. Doch im Triebwerk fand im wahrsten Sinne des Wortes
die Evolution statt, denn er baute es komplett nach seinen Vorstellungen
und Kenntnissen als Tuner auf.
Dazu gehören folgende Komponenten: Eigenmodifiziertes Delcorn-Gehäuse,
S&S Side-winder-Kit 96“, Stößel halbstarr,
Nocke Rivera ST2, 4-Ventil-Köpfe von Rivera, Dyna Singe Fire
und 2 Bing-Vergaser, um nur einiges zu nennen. Alle Feinheiten verrät
er sowieso nicht.
Entscheidend für ihn, dass das Aggregat ca. 100 PS auf dem
Prüfstand leistete. Verzögert wurde das Monster über
die alt-bewährten Brembo-Bremszangen. Doch in der Saison 93
stellten sich erste Probleme ein. Nicht nur mit dem Motor, denn
der war kerngesund, sondern das Fahrwerk war Werners Ansprüchen
und der Leistung des Motors nicht gewachsen. Nun als die 93er Saison
dem Ende zuging, das Laub sich färbte und der Herbst nahte,
verschwand Werner samt seiner Softail in der Garage. Jetzt, in der
zweiten Phase des Umbaues wurde auch das letzte unnützige Teil
verbannt, bis nur noch Werner, den Rahmen und der Motor in der Garage
standen.
Jetzt hieß es nur noch die High Tech Parts zu verbauen. Dazu
gehörte eine Upside-Down-Gabel (die in einer selbst gebauten
0-Grand-Alubrücke steckt), 17 x 3,5' Vorderrad, hinten 16 x
5' Rad, beide Aluminium von Akront. Für bessere Bodenhaftung
sorgen die Metzeler-Reifen, 130/80-17 vorn, 160/70-16 hinten. Hinten
kamen Dämpfer von Progressive Suspension zum Einsatz. Er baute
zwei kleine Alu-Ölfäßchen. Um die richtige Drehzahl
im Auge zu behalten, installierte er in Blickrichtung einen Drehzahlmesser.
Die momentane Geschwindigkeit entnimmt er einem digitalen Tacho.
Doch was geschah mit dem Motor?
Da hatte er nochmals ganze Arbeit geleistet, z. B. das Monster wird
jetzt mittels zweier 40er Dell’Ortos gefüttert. Die Abgase
entweichen über eine selbstgebaute 2 in 1 Supertrapp-Auspuffanlage.
Wo andere mit der Verdichtung hochgehen, ging der diesmal runter.
Dazu meinte er nur lächelnd: "Um das Anklicken zu erleichtern,
denn der E-Starter hat schon längst den Geist aufgegeben".
Die Kupplung musste auch durch eine neue ersetzt werden, denn die
herkömmlichen Dinger waren der Leistung auch nicht gewachsen.
Ein paar Sätze noch zur neuen Kupplung. Es ist eine 3 Zoll
Kupplung und diese ist im Prinzip eine aus dem Bahnsport übernommene
Kupplung.
|